Elon Musk vs. OpenAI: Der KI-Krieg geht weiter

Transparenz

Gerade als man dachte, der Streit zwischen Elon Musk und OpenAI sei beigelegt, hat Musk eine neue Klage gegen das größte KI-Startup der Welt eingereicht.

Darin wird behauptet, dass OpenAI und seine Gründer, Sam Altman und Greg Brockman, Musk absichtlich über den Charakter des Unternehmens in die Irre geführt und die Absicht verheimlicht haben, von einer gemeinnützigen zu einer gewinnorientierten Organisation zu werden.

Die Klage von Elon Musk gegen Sam Altman und OpenAI ist eine Lehrbuchgeschichte über Altruismus und Gier, heißt es in der Klageschrift.

Altman hat gemeinsam mit anderen Angeklagten Musk absichtlich umworben und getäuscht, indem er Musks humanitäre Bedenken hinsichtlich der existenziellen Gefahren durch KI ausnutzte.

Auf die Frage zum Prozess erklärte ein OpenAI-Sprecher gegenüber Techopedia per E-Mail: „Wie wir bereits zu Elons ersten rechtlichen Schritten gesagt haben, die später zurückgezogen wurden, sprechen Elons frühere E-Mails weiterhin für sich selbst.

Dies war eine Anspielung auf E-Mails, in denen Musk die Notwendigkeit anzuerkennen scheint, mit Google zu konkurrieren, und mit ja auf eine E-Mail antwortete, in der Ilja Sutskever schrieb: Wenn wir der Entwicklung von KI näher kommen, wird es Sinn machen, weniger offen zu sein.

In jedem Fall geht die Klage in einem philosophisch heiklen Jahr für künstliche Intelligenz weiter.

Sie folgt auf einen von Musk im Februar eingereichten Antrag, in dem ChatGPT beschuldigt wurde, seinen gemeinnützigen Status zu missachten.

Im Juni ließ Musk das Rechtsverfahren fallen, nachdem OpenAI frühere E-Mails von Musk veröffentlicht hatte. Darin wies er darauf hin, dass das Unternehmen zusätzliche Einnahmequellen erschließen sollte.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Im Rahmen des Verfahrens wirft Elon Musk den OpenAI-Gründern Sam Altman und Gregory Brockman vor, ihn über den Charakter der Organisation getäuscht zu haben.
  • Außerdem wird das Gericht um eine Entscheidung gebeten, ob OpenAI AGI erreicht hat, was die Partnerschaft von OpenAI mit Microsoft aufheben würde.
  • OpenAI wies Techopedia auf frühere E-Mails von Musk hin, aus denen hervorgeht, dass das Unternehmen einen weniger offenen Ansatz bei der KI-Entwicklung verfolgt.
  • Der Prozess kommt nach einer Welle von Skandalen rund um OpenAI, einschließlich der NYT-Klage und der Verwendung einer Stimme, die ähnlich wie die Schauspielerin Scarlett Johansson klang.

Elon Musk gegen OpenAI: neuester Rechtsstreit

Viele von Elon Musks öffentlichkeitswirksamen Handlungen haben etwas von Theater und Effekthascherei an sich, ein Augenzwinkern in die Kamera, wenn man so will.

Das zeigt sich auch in den jüngsten Auseinandersetzungen mit Metas KI-Chef Yann LeCunn. Er nahm sogar einen Kampf gegen den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro an.

Die Klage von Musk gegen OpenAI scheint jedoch kein PR-Schachzug zu sein.

Die Schwere der erhobenen Vorwürfe und der überarbeitete Fall machen deutlich, dass er einige ernsthafte Beschwerden über den angeblichen Übergang des KI-Startups von einem gemeinnützigen zu einem gewinnorientierten Unternehmen in der KI-Entwicklung hat.

Eine der zentralen Behauptungen der Klage ist, dass Altman und Brockman Musk mit dem Versprechen, einen sichereren und offeneren Weg als die profitorientierten Tech-Giganten einzuschlagen, dazu gebracht haben, ihr falsches, gemeinnütziges Unternehmen OpenAI, Inc. mitzugründen.

Altman versicherte Musk, dass die gemeinnützige Struktur Neutralität und eine Konzentration auf Sicherheit und Offenheit zum Wohle der Menschheit und nicht auf den Wert der Aktionäre garantiere. Aber wie sich herausstellte, war das alles nur heiße Luft – der Aufhänger für Altmans langen Schwindel, heißt es in der Klage.

Es wird also argumentiert, dass Musk nicht zu OpenAI beigetragen hätte, wenn er gewusst hätte, dass die KI-Entwicklung auf einem gewinnorientierten, proprietären Ansatz und nicht auf einem Open-Source-Modell beruhen würde.

Darüber hinaus soll im Rahmen des Verfahrens geklärt werden, ob die Lizenz von OpenAI mit Microsoft, die letzterem die Nutzung seiner Modelle gestattet, nichtig ist oder nicht.

Der Gedanke ist, dass Tools wie GPT-4 als außerhalb des Abkommens stehend betrachtet werden könnten, wenn sie als künstliche allgemeine Intelligenz kategorisiert werden (dies ist unwahrscheinlich, da Chatbots zwar viele Aufgaben erfüllen können, die Phase des originellen Denkens aber noch in weiter Ferne liegt).

Kampf zwischen geschlossener und offener KI

Musks Klage befasst sich nicht nur mit seinen persönlichen Beschwerden über OpenAI, das von einer Non-Profit- zu einer For-Profit-Organisation wurde, sondern auch mit dem Konflikt zwischen offener und geschlossener KI.

Michael Umansky, CEO und Mitbegründer des KI-Workflow-Unternehmens SmythOS, erklärte gegenüber Techopedia:

Die jüngste Klage von Elon Musk gegen OpenAI unterstreicht den grundlegenden Konflikt zwischen zwei Visionen für die Zukunft der KI. Musk, ein Verfechter strenger KI-Sicherheit, hat OpenAI zur Demokratisierung und Sicherung der KI-Technologie mitbegründet. Unter der Führung von Sam Altman hat sich OpenAI jedoch zu einem kommerzielleren und profitorientierteren Ansatz hin entwickelt, insbesondere durch die Partnerschaft mit Microsoft.

Schließlich handelt es sich bei Modellen wie GPT-3.5, GPT-4 und GPT-4o um Black-Box-Modelle, die aus Profitgründen gebaut werden und für die Öffentlichkeit wenig bis gar nicht transparent sind.

Blackbox-Entwicklung bedeutet, dass man kaum etwas darüber weiß, wie diese Modelle trainiert werden und wie sie Entscheidungen treffen.

Während ich die bahnbrechenden Produkte von OpenAI schätze, wirft Musks Klage ein Schlaglicht auf zentrale Fragen wie den Verzicht auf langfristige KI-Sicherheitsmaßnahmen, potenzielle Eigengeschäfte mit dem Unternehmen und den Vorrang von Profit vor ethischen Überlegungen. Dieser Rechtsstreit könnte die künftige Richtung der KI-Entwicklung bestimmen und ein Gleichgewicht zwischen Innovation und dem grundlegenden Bedürfnis nach Sicherheit schaffen, so Umansky.

OpenAI stößt auf Kontroversen

Auch wenn es noch zu früh ist, darüber zu spekulieren, ob und wie dieser Fall vor Gericht ausgehen wird, ist es unbestreitbar, dass OpenAI ein hartes Jahr voller Auseinandersetzungen hinter sich hat.

Im November letzten Jahres wurde CEO Sam Altman entlassen und kurz darauf wieder eingestellt, bevor The New York Times eine milliardenschwere Klage einreichte.

Damals wurde behauptet, das Unternehmen habe seine Modelle mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert.

Natürlich hörte die Kontroverse damit nicht auf. Nur wenige Monate später implodierte dessen Super-Alignment-Team, als Ex-Insider Jan Leake den Vorwurf erhob, OpenAI würde glänzende Produkte über die Sicherheit stellen.

Zudem wurde das Unternehmen für die Drohung kritisiert, Angestellte zu zwingen, Vertraulichkeitsvereinbarungen zu unterzeichnen oder ihre Anteile zu verlieren.

Ebenfalls im Mai gab Scarlett Johansson eine Erklärung ab, in der sie verärgert und fassungslos darüber war, dass OpenAI ohne ihr Einverständnis eine Stimme für GPT-4o verwendet hatte, die wie ihre klang.

OpenAI hat zu jeder dieser Kontroversen eine Reihe von Gegenargumenten vorgebracht, auf die wir hier nicht eingehen werden. Der Punkt ist jedoch, dass jede Kritik kein gutes Bild abgibt, wenn man Musks Anschuldigungen betrachtet.

Fazit

Die neue Klage gegen OpenAI zeigt, dass das Drama zwischen Musk und OpenAI noch lange nicht vorbei ist.

Angesichts der Schwere der Vorwürfe gegen OpenAI muss das KI-Startup vorsichtig agieren, um sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit nicht das Vertrauen in sein Engagement für eine verantwortungsvolle KI-Entwicklung verliert.

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Tim Keary
Tech Experte
Tim Keary
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Seit Januar 2017 arbeitet Tim Keary als freiberuflicher Technologie-Autor und Reporter für Unternehmenstechnologie und Cybersicherheit.